12. Impuls


In der Welt der Zukunft sein - Kinder sind unsere Zukunft, egal was passiert


Fabian Mayer, 18.03.2023

In was für einer Welt leben wir?
Was steckt hinter der Behauptung, dass „Kinder Bekommen“ schon umweltunfreundlich ist? Welche Ängste und Motivationen kann es um dieses sehr persönliche und sensible Thema geben?
Fragen über Fragen – wir wollen diesen gemeinsam nachgehen. Willkommen zum Glutzeit-Impuls.

Im Januar hatten ein paar Freunde aus der Schönstattbewegung und ich ein Wochenende in einer Selbstversorger-Hütte verbracht. Wir haben uns über die Dinge des Alltags, über die Notwendigkeit des Zeiteinteilens und der Priorisierung unser aller Zeit ausgetauscht. Darüber hinaus hatte ich während des Frühstücks am Sonntag ein interessantes Gespräch, ob es denn überhaupt noch Sinn ergibt Kinder zu bekommen. Es wurde die These aufgestellt, dass jedes Kind, das auf die Welt kommt einen CO2-Fußabdruck hinterlässt. Nur dadurch, dass es existiert, konsumiert und an unserer Welt teilnimmt, wird ein Stück weit mehr CO2 emittiert und der Klimawandel dadurch beschleunigt. Das war für einige die Begründung dafür, dass sie keine Kinder bekommen. Seit diesem Gespräch lässt mich das Thema nicht mehr los. Mir ist diese These nämlich nicht zum ersten Mal begegnet. Harald Lesch, ein bekannter Physiker, veröffentlichte ein Video über die Besorgnis junger Menschen über den Klimawandel. (hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=s2txunrkr8M ) Dabei zitierte er eine Studie, die 10.000 junger Menschen von 16 bis 25 Jahren aus zehn verschiedenen Ländern, dass diese zu 40 % eben aus diesen Klimasorgen heraus keine Kinder bekommen wollen. Auch habe ich einen Artikel über das Kinder bekommen in Zeiten des Klimawandels bei der Online Zeitung „Perspektive Daily“ gelesen (Felix Austen: Trotz Klimakrise: Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um Kinder zu bekommen!, 22. Juni 2022 ). Und nun begegnet mir es auch unmittelbar in meinem Freundeskreis. Da stellt sich mir die Frage, was steht der Aussage keine Kinder wegen dem Klimawandel zu bekommen entgegen. Ich habe ein paar Menschen aus meinem Umfeld gefragt und habe diese Antwort bekommen:

 

1. Männlich, 31, hat einen Sohn

 

Ich finde nicht, dass die Klimakrise ein Grund sein sollte, keine Kinder zu bekommen.

Zum Einen wird die Welt trotz Klimakrise weiterhin lebenswert sein. Denn gerade jetzt leben wir in einer weitaus besseren Welt als es die Menschheit in der überwiegenden Vergangenheit bisher getan hat. 

Zum Anderen denke ich, dass es für eine Gesellschaft das Ziel sein muss, eine Welt zu schaffen, in der das Leben eines Menschen den Treibhauseffekt nicht befeuert. In einer solchen Welt wird ein Kind dann keine Last mehr für das Klima darstellen. Dieses Ziel kann eher damit erreicht werden, wenn wir unsere Kinder so erziehen, dass diese die klimaneutrale Welt ebenso erreichen wollen. Überlegt doch einmal: Wenn diejenigen, die klimabewusst leben wollen, auf Kinder verzichten und die Zukunft den anderen überlassen - wie sollen wir dann voran kommen? Um den Artikel von Perspektive Daily zu zitieren: "schon heute ist nicht die Quantität des menschlichen Lebens der Treiber der globalen Emissionen, sondern die Qualität des Lebens einer Minderheit: Die 10% der reichsten Erdenbürger:innen verursachen über 50% der globalen Emissionen." und: "Zu guter Letzt glaube ich, dass die Kinder jener Menschen, die sich ums Klima sorgen, wichtig und wertvoll für den Kampf gegen die Klimakatastrophe sind. Wer Kinder hat, erzieht diese und gibt dabei Werte und Normen an sie weiter, prägt ihre Gewohnheiten und ihre Sicht auf die Welt. Sie werden die Fridays-for-Future-Generation von morgen bilden, die den Wandel weiter voranbringt."

 

 2. Weiblich, 57, hat drei Söhne

 

Ich habe Kinder bekommen, weil sie das größte Geschenk und für mich die wertvollste Aufgabe sind, die es gibt.

Ich wollte durch meine 3 Kinder etwas positives für die Gesellschaft tun. Die Gesellschaft braucht Menschen, die sich einsetzen, etwas Gutes tun, weiterentwickeln, Ideen haben, für einander da sind - und als Mutter kann ich daran maßgeblich mitwirken. Das bedeutet auch, sie nicht allein zu lassen, wenns schwierig wird oder dann eben andere Hilfe zu holen... Auf jeden Fall mit Liebe, Vertrauen und Konsequenz- wenns geht😉😅

Der CO2 Ausstoß war kein Thema- und auch jetzt bin ich der Meinung, dass es andere Wege geben muss, CO2 zu sparen. Die Überbevölkerung findet nicht hier in Europa statt.... also insgesamt gebe ich ein Plädoyer für Kinder.

 

 3. Männlich, 29, hat zwei Töchter

 

In einer Welt in der sich Naturkatastrophen gefühlt immer mehr häufen und wie es scheint immer mehr den Bach runter geht, stellt sich durchaus die Frage, was man dagegen unternehmen kann.

Ich bin 29 Jahre alt, habe zwei kleine Mädchen (5 und 3 Jahre) und bin der Meinung, dass diese Maßnahme nicht zielführend ist. Das hat zwei Gründe:

1. Unsere Gesellschaft braucht Kinder 

Gerade in Deutschland haben wir das große Problem der Vergreisung. Babyboomer gehen demnächst in Rente, wir und unsere Kinder sorgen dafür, dass diese finanziert wird. Wollen wir auch in Zukunft ein geregeltes Einkommen nach dem Arbeitsleben, müssen genug junge Menschen in die Rentenkasse einzahlen. Um eine stabile Gesellschaft zu gewährleisten, sind laut dem Statistischem Bundesamt 2,1 Kinder pro Frau notwendig. 

Sichtbar wird dieses Problem derzeit bereits in China (2022 - 1,28 je Frau) oder auch in Teilen Italiens (2021 - 1,25 je Frau). Die Vergreisung bringt auch weitere Probleme mit sich, wie Rückgang der Wirtschaftsleistung und ein enormer Fachkräftemangel, auch in der Pflege.

2. Nicht die Kinder sind das Problem, sondern die Eltern

Oftmals fühle ich mich hilf- und machtlos gegenüber den Problemen der heutigen Zeit. Ich denke mir, ich kann so viel Müll trennen und Fahrrad fahren, wie ich will und dann stößt ein Kreuzfahrtschiff an einem einzigen Tag allein so viel CO2 aus, wie 84.000 Autos ebenfalls an einem Tag (Nabu).

Doch jeder Mensch hat einen Impact auf seine Mitmenschen und vor allem auf seine Kinder. Ich kann meine Kinder im Bewusstsein der Natur und der Welt großziehen. Ich kann ihnen beibringen, die Hundetüte nicht in der Wiese liegen lassen. Wir dürfen erleben, dass gerade die jungen Menschen sich politisch einbringen und innovativ handeln, um diesen Planeten zu verwandeln. Das hat einen Impact.

Wäre es da nicht schade, das Potential unserer Erziehung und unserer Kinder zu verschwenden und die Welt alten Menschen zu überlassen, die (vielleicht) kein Interesse an dem Wandel haben?

Vermutlich braucht es einen Umbau auf klimafreundliche Wirtschaft und Fortbewegung, ein Umdenken im Konsumverhalten und Einschränkungen in unserer Lebensweise. Das können wir unseren Kindern weitergeben.

Ich kann mir vorstellen auf viele Dinge zu verzichten. Flugreisen, Autofahrten, Fleisch und anderes. 

Doch auf keinen Fall kann ich auf meine Kinder verzichten! Sind es doch ihre Fragen, die einen zum Nachdenken bringen. Und sind es doch die Kinder, die einem bei allem Shit auf der Welt die größte Freude machen!

PS. Die Bibel sagt: "Seid fruchtbar und vermehret euch" 😜

 

Das waren klare Aussagen. Es freut mich, dass es wohlüberlegte Argumente und begeisterte Menschen für das Kinderbekommen gibt. Dennoch beschäftigen und interessieren mich auch die Argumentationen im Sinne des Klimaschutzes keine Kinder zu bekommen. Was steckt persönlich dahinter. Hier aufgrund der scheinbar ausweglosen Situation ein starkes Plädoyer gegen Kinder:

 

4. Weiblich, 21, hat keine Kinder

 

Bis zum Jahr 2050 wird es wahrscheinlich 9,7 Mrd. Menschen auf der Erde geben. Aber schon jetzt mit knapp 8 Mrd. Menschen verbrauchen wir mehr Ressourcen als wir zur Verfügung haben. Der sogenannte Earth Overshoot Day, also zu Deutsch Erdüberlastungstag, war vergangenes Jahr am 29. Juli. Also bereits Mitte des Jahres haben wir mehr endliche Ressourcen verbraucht, als uns theoretisch zur Verfügung stehen. Weiter kommt hinzu, dass unsere Erde sogenannte planetare Grenzen hat. Das bedeutet, es gibt Vorgänge in geoökologischen Systemen, die aufgehalten werden müssten, damit sich die Erde und die darauf lebenden Spezies wieder von den Eingriffen des Menschen erholen könnten. Das populärste Beispiel - der menschengemachte Klimawandel - beschreibt die Überschreitung einer von 10 solcher Grenzen, bei der das Risiko für den Menschen jedoch nur mittel hoch eingestuft wird, und man weiß ja mittlerweile, dass mittelhoch auch schon ziemlich krass wird mit Kipppunkten und so. Es gibt also ziemlich viele verschiedene ökologische Bereiche, in denen der Mensch so stark eingewirkt hat, dass die Folgen unvorstellbar werden, aber vor allem werden sie in negativer Weise gravierend für die Menschheit. Und gerade realisiere ich, dass es nicht mal einen globalen Konsens darüber gibt, dass man mit aller Kraft versucht, diese globale Krise einzudämmen. Deshalb finde ich nicht die Zuversicht, dass diese Erde in den nächsten Jahrzehnten ein so sicherer Ort sein wird, in diese ich absichtlich ein Kind setzen möchte. 

also kurz mal so :) 

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie ich später sagen soll: Ja ich war in der Uni, da hab ich gelernt wie kacke das alles mal wird und trotzdem habe ich dich gezeugt, weil ich halt ne Bilderbuchfamilie haben wollte, wie jeder andere auch.

Ich würde dieses Kind lieben und müsste ihm in die Augen schauen können und sagen "Ich hab nur das Beste für dich getan"... Und das kann ich gerade nicht ohne schlechtes Gewissen sagen. Deshalb ist meine Tendenz auf Kinder zu verzichten gerade aktuell so wie sie ist.

 

Ich finde den Standpunkt nachvollziehbar und sehr ehrlich. Ich bin mir sicher, dass viele nicht so hart mit sich ins Gericht gehen. Allerdings – falls sich etwas ändern sollte – ist genau die Kritik an uns selbst, die uns umdenken lassen könnte. Oftmals hat die Kirche ja auch eine Meinung zu diesem Thema. Ich bin gespannt, was ein Priester zu diesem Thema zu sagen hat:

 

5. Männlich, 58, hat keine Kinder

 

Ich möchte Kinder bekommen! Ich habe dieser tiefen Sehnsucht nur keine Handlungen folgen lassen, weil ich darauf vertraut habe, dass Gott mich zu einem zölibatären Lebensstil berufen hat. Allerdings ist mir mit dieser Entscheidung gleichzeitig bewusst geworden, dass Gott mich auch dazu berufen hat, Kinder zu zeugen und großzuziehen. Ich fühlte also beide Berufungen in mir. Schlussendlich fühlte ich das Vertrauen Gottes in mir, dass ich mich für eine der beiden Optionen selbst entscheiden kann.

Kinder sollten aus meiner Sicht eine Frucht der Liebe von Erwachsenen sein. Dann haben sie das Wesentliche, das sie brauchen, um mit einem Gespür für alles Lebendige um sie herum ihren Lebensweg zu gehen und zu gestalten. Dieses Gespür für alles Lebendige um einen herum ist der Startpunkt eines nachhaltigen Lebensstiles. Allerdings ist es darüber hinaus für mich das Ziel des Menschseins überhaupt - also auch das Ziel für jede Kindheit.

Wenn Kinder Lieben lernen steigt aus meiner Sicht die Wahrscheinlichkeit, dass unter Menschen tragbare Strategien entstehen, schonender mit den Ressourcen dieser Welt umzugehen und so auch in Zukunft wieder weniger CO2 als Menschheit zu produzieren. Leider gibt es sehr viele Kinder, die nicht so leicht das Lieben lernen können, weil die Liebe ihrer Eltern zueinander gehörige Risse aufweist.

 

Alle Personen hinter den Statements haben starke und authentische Meinungen. Jedes Statement verdient seine eigene Würdigung. Für jede einzelne Meinung sind wir dankbar und wissen das zu schätzen, dass all diese Menschen ihre persönliche Gedanken mit uns teilen. Somit ist es am Ende für mich und auch für dich als Leser wichtig, dass du jeden dieser Punkte auf dich wirken lässt und deine eigene Meinung bildest. Allerdings möchte ich auch alle ermutigen, positiv die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und das Beste daraus zu machen!

 

Wir legen die Gedanken in Gottes Hände und beschließen diesen Impuls – Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes – Amen.