2. Impuls


Etwas Zusammenlegen, was in Scherben war: Symbole haben Kraft.


Fabian Mayer 21.02.2024

Eva hat beschrieben, wie das japanisches Kintsugi funktioniert. Scherben, egal welcher Art, sollen in etwas Wundervolles verwandelt werden. Im übertragenen Sinn steckt in jedem Bruch (oder Umbruch) im Leben die Chance diesen wieder zu heilen und sogar noch schöner als vorher werden zu lassen.

Im konkreten Sinne möchte ich das Bild der Scherben heute aufgreifen. Im antiken Griechenland waren Tonscherben ein Symbol der Identifikation. Damals hat man einen Tongegenstand in Scherben gebrochen und jedem der Partner eine Tonscherbe gegeben. Bei einem nächsten Treffen identifizierte man sich durch das Zusammenführen der Bruchstellen und baute Vertrauen auf. So ist das Symbolon (griech.) – das Symbol – entstanden.

Symbole haben sich danach weiterentwickelt. Der geschwungen gezeichnete Fisch mit zwei Teilkreislinien war und ist ein christliches Symbol. In den Anfängen des Christentums war der geschwungen gezeichnete Fisch ein interaktives Geheimsymbol. Als zwei Christen sich getroffen haben, aber nicht wussten ob sie beide der verfolgten christlichen Religion angehören, hat einer der beiden einen Teilkreis in den Sandboden gezeichnet. 

Der Gegenüber hatte dann – falls das Symbol bekannt war und man sich zu erkennen geben wollte – den zweiten Teilkreis gezeichnet. Damit war der Fisch zu erkennen. Nach diesem Prozedere konnten beide voneinander ausgehen, dass sie Christen sind und der Eine den Anderen nicht verrät. Dieses Zeichen symbolisierte eine Art Geheimlosung zur Erkennung der Gesinnung und der Zugehörigkeit.

Hier wurden Menschen mit gleicher Gesinnung zusammengeführt. Viele unserer heutigen Symbole haben eine Bedeutung, aber nicht alle bringen uns so zusammen, wie die beiden Geschichten oben beschreiben.

So wurde ich von einem Freund auf einer Zugreise gefragt, welches Symbol auf meiner Mütze zu sehen sei. Ich antwortete ihm, dass es das Symbol der christlich-katholischen Schönstatt-Bewegung sei, der ich auch angehöre. Weiter hat er dann gefragt, was es bedeutet. Ich meinte, dass das Symbol für die Stadt Jerusalem mit seinen 12 Toren, die in alle Himmelrichtungen zeigen, und dem Heiligtum als geistige Mitte und Treffpunkt der Bewegung stehe. Daraufhin sagte er nur nüchtern: „Ah das ist aber interessant, aber mit Religion kann ich gerade nicht viel anfangen“.

Seine anfängliche Neugierde mündete in Desinteresse. Ich empfand nach meiner Erklärung des Schönstattsymbols kein Gefühl der Verbindung wie beispielsweise bei dem oben erwähnten christlichen Fisch, sondern einfach Toleranz von meinem Freund. Ganz nach dem Motto: Jedem das Seine.

Diese Situation hat mich zum Nachdenken angeregt. Ein paar Tage später wurde mir klar, dass ich mit allen Symbolen, die ich in der Öffentlichkeit zeige, eine Wirkung auf andere habe. Ich habe angefangen meine Symbole, die ich im Alltag mit mir rumtrage zu hinterfragen. Die Mütze mit dem Schönstattemblem werde ich weiter tragen, denn ich stehe dahinter, doch gibt es andere Symbole, hinter denen ich nicht stehe…

Ich lade dich nun ein drei deiner Symbole im Geiste zu vergegenwärtigen. Stelle dir diese Fragen zu deinen Symbolen:

  • Kannst du die Bedeutung der Symbole richtig erklären?
  • Stehst du inhaltlich hinter deinen Symbolen?
  • Denk an Kintsugi und wie man Scherben in etwas Wundervolles verwandeln kann. Können deine Symbole Menschen zusammenbringen?