16. Impuls - in einer Welt des Betens sein
Manchmal ist Beten ganz schön schwierig. Es gibt Zeiten da fühlt man sich nach oben total „connected“ und das Beten fühlt sich wohltuend und erfüllend an. Das Gespräch mit Gott läuft gut. Man hat dieses schöne Gefühl, nicht alleine zu sein. Da ist jemand, der mir zuhört, der meine Probleme versteht und dem ich für all die wunderbaren Begegnungen im Alltag danken kann.
Aber es gibt auch die Gebetsflaute. Eine Zeit, in der das Beten sich wie ein langgezogener Monolog anfühlt und man sich abends kaum aufraffen kann, noch ein Wort mit Gott zu „wechseln“. Es ist dieses ungute Gefühl, dass nichts von dem, was man zu sagen hat, auch wirklich oben ankommt. Warum antwortet mir niemand? Eine Frage, die vielen Menschen im Glauben mehrfach begegnet. Es ist dieser Frust, wenn man denkt, dass die eigenen Gebete nicht erhört werden. Der Frust, der die Freude am Beten nimmt.
Unabhängig vom Beten kann es einem auch allgemein mit seinem Glauben so gehen. Nach einer Veranstaltung der Schönstatt MJF und/oder SMJ ist der „Gottesmuttertank“ aufgetankt und die Motivation für eine GTO oder das eigene Bewusstsein für seinen Glauben ist da. Die Zeit mit anderen gläubigen Personen tut gut. Aber es gibt auch Momente, in denen man sich wie die einzige christliche Person im Freundeskreis, in der Uni oder im direkten Umfeld fühlt. Gespräche über Gott enden in hitzigen Debatten, aus denen kein Gewinner hervorgehen kann. Diskussionen mit Menschen, die den eigenen Glauben nicht teilen, werden anstrengend und ziehen diese Motivation.
Es gibt Hochphasen und Flauten im Glauben. Mal bin ich stolze Christin und habe ich richtig Bock und dann kommt eine Phase des Hinterfragens, in der ich Zweifel und Beten für mich nicht funktioniert. Und ich denke, das ist auch gut so. Es ist wie auf einem Segelschiff. Man kann nicht immer den perfekten Wind haben. Manchmal „dümpelt“ man so vor sich hin und wartet auf einen Windhauch – auf einen Anstoß. Und wenn dieser Anstoß kommt, macht es wieder richtig Spaß. Wir sind unperfekte Menschen und keine Maschinen. Wir sind nicht immer gleich gut gelaunt und hochmotiviert. Schlechte Laune, Traurigkeit und Wut sind Gefühle, die uns als Menschen ausmachen und die ihre Daseins Berechtigung haben. Es darf auch Zeiten des Zweifelns und des Unmuts im Glauben geben. Schließlich dürfen wir als Menschen kritisch denken und uns immer wieder neu rückbesinnen. Nach einer Gebetsflaute (egal wie lange) ist eine gute „Connection“ nach oben umso bereichernder und erfüllender.
Eva Krumnacker